Entscheidungshilfe und Wettbewerbsvorteil: Warum Risikomanagement der Schlüssel zu fundierten Entscheidungen ist.
Evelina Kober | IT-Consultant
In der heutigen vernetzten Welt ist kein Unternehmen vor Sicherheitsvorfällen hundertprozentig geschützt, entscheidend ist der Umgang damit. Während ein Sicherheitsereignis lediglich ein potenzielles Risiko signalisiert, ohne dass bereits ein Schadeneingetreten ist, steht bei einem Sicherheitsvorfall bereits die Begrenzung des Schadens im Vordergrund. Genau an dieser Stelle zeigt sich die Wirksamkeit eines resilienten Risikomanagements. Im Folgenden erläutern wir die Grundprinzipien des Risikomanagements sowie dessen Kernprozesse und zeigen auf, wie Unternehmen mit einer klaren, pragmatischen und strategisch verankerten Vorgehensweise Wettbewerbsvorteile erzielen können.
Laut Bundesministerium des Innern (BMI) ist Risikomanagement ein systematischer und kontinuierlicher Prozess, der darauf abzielt, potenzielle Risiken frühzeitig zu identifizieren, realistisch zu bewerten und wirksam zu steuern. Ein Risiko beschreibt dabei ein Ereignis, das negative Auswirkungen auf den angestrebten Soll-Zustand eines Unternehmens haben kann. Effektives Risikomanagement schafft und schützt Werte, indem es ein fester Bestandteil unternehmerischer Entscheidungsprozesse ist. Es setzt auf das Vorhandensein zeitgemäßer Informationen, ist transparent und anpassungsfähig an sich wandelnde Rahmenbedingungen. Damit trägt es maßgeblich zur Stärkung der organisatorischen Resilienz bei.
Wichtig dabei:
Risikomanagement verfolgt nicht das Ziel, Risiken vollständig zu vermeiden. Vielmehr ist es ein strategisches Führungsinstrument, das ein unternehmensweites Risikobewusstsein schafft und die Grundlage für gezielte Maßnahmen zur Risikominimierung legt.
Bei Finatix orientieren wir uns im Risikomanagement an den etablierten Standards des BMI und passen diese gezielt an die Anforderungen unseres Arbeitsalltags an. Im Folgenden möchten wir einen genaueren Einblick in unseren Prozess geben und zeigen, wie wir diese Standards in der Praxis leben.
Risiko-Identifikation und -Analyse sind das strategische Frühwarnsystem eines Unternehmens. Durch regelmäßige, strukturierte Beobachtung interner und externer Entwicklungen werden Risiken frühzeitig erkannt. Die Herausforderung liegt dabei nicht nur in der Erfassung offensichtlicher Risiken, sondern auch in der Berücksichtigung dynamischer und komplexer Faktoren wie regulatorischer Veränderungen, technologischer Innovationen oder potenzieller Gefährdungen im Kontext der Informationssicherheit und dem Datenschutz. Wir empfehlen, die klassischen Bewertungsparameter wie Eintrittshäufigkeit und Schadenshöhe zu erweitern. Unserer Erfahrung nach führt die Ergänzung um Informationssicherheits-und Datenschutz-Kriterien (kurz: IS/DS-Kriterien) zu präziseren Analysen und einem realistischeren Gesamtbild. Dieses Vorgehen berücksichtigen wir auch in unseren maßgeschneiderten Lösungen für die individuellen Anforderungen unserer Kunden.
Die objektive Bewertung erfolgt meist anhand einer Risikomatrix, die Risiken systematisch nach Eintrittshäufigkeit, Schadenshöhe sowie IS/DS-Kriterien klassifiziert. Dabei folgt die Methodik einem qualitativen Ansatz, bei dem jeder der drei Bewertungsbereiche anhand transparenter und im Vorfeld definierter Maßstäbe mit einem Wert von 1 bis n eingestuft wird. Nach der Bewertung werden die Einzelwerte summiert, um eine Gesamtbewertung des Risikos zu erhalten, welche anschließend einer Risikostufe zugeordnet wird.
Die Einteilung in Risikostufen wie niedrig, mittel und hoch schafft Transparenz und ermöglicht eine klare Priorisierung der Risiken. Aufgrund ihrer intuitiven und visuell klaren Darstellung eignet sich die Risikomatrix hervorragend als Steuerungs- und Kommunikationsinstrument, insbesondere in der internen Entscheidungsfindung sowie im Dialog mit Stakeholdern.
Auf Basis einer fundierten Risikobewertung entwickeln Unternehmen gezielte Maßnahmen, um Bedrohungen nicht nur reaktiv zu begegnen, sondern proaktiv und strategisch zu steuern. Risiken sind dabei nicht abstrakte Gefahren, sondern konkrete Steuerungshebel. Entscheidend ist die Fähigkeit einer Organisation, flexibel und konsequent mit unterschiedlichen Risikotypen umzugehen.
Einige Risiken lassen sich durch klare Entscheidungen vermeiden, z. B. durch den bewussten Verzicht auf besonders risikoreiche Geschäftsfelder. Derartige Maßnahmen schaffen Klarheit und erhöhen die strategische Stabilität.
Andere Risiken sind nicht vollständig vermeidbar, können aber durch gezielte Maßnahmen gemindert werden, z.B. durch das DORA-Bootcamp, technische Sicherheitsvorkehrungen oder die Begrenzung von Zugriffsrechten und Finanzrahmen. Zudem kann es sinnvoll sein, Risiken teilweise oder vollständig auszulagern, etwa durch Versicherungen, spezialisierte Dienstleister oder externe Partner.
Professionelles Risikomanagement umfasst auch die bewusste Akzeptanz von Risiken. Nicht jede Unsicherheit erfordert sofortiges Handeln. Bei Bagatellrisiken oder strategisch kalkulierten Wagnissen kann ein bewusstes Eingehen sinnvoll sein – vorausgesetzt, es existieren zuverlässige Frühwarnsysteme und ein engmaschiges Monitoring für rechtzeitige Reaktionen.
Risikomanagement muss flexibel und gleichzeitig übersichtlich bleiben, um im unternehmerischen Alltag wirksam zu sein. Eine Überfrachtung mit unzähligen Risiken führt schnell zu einem „Papier-Tiger“ ohne praktischen Nutzen. Die Devise lautet daher: Konzentration auf die wirklich relevanten Risiken, die maßgeblichen Einfluss auf das Unternehmen haben. Dies fordert pragmatische Priorisierung und eine klare Fokussierung.
Zudem ist die nachhaltige Verankerung von Risikomanagement nur durch Akzeptanz und gemeinsames Verständnis in der Organisation möglich. Führungskräfte und Mitarbeitende brauchen ein einheitliches Risikobewusstsein, das durch transparente Leitlinien und offene Kommunikation gestärkt wird. Gerade in agilen Arbeitswelten ist dies ein entscheidender Erfolgsfaktor, um Risiken konstruktiv zu begegnen und Chancen gezielt zu nutzen.
Investieren Sie in Ihr Risikomanagement und fragen Sie jetzt eine Beratung über unser Kontaktformular an.
Der Inhalt wurde in Anlehnung an folgende Quelle erstellt: Bundesministerium des Innern (o.A.): 3.10 Risikomanagement, orghandbuch [online] https://www.orghandbuch.de/Webs/OHB/DE/OrganisationshandbuchNEU/3_managementansaetze_u_instrumente/3_10_Risikomanagement/risikomanagement-node.html (Zugriffsdatum: 09.07.2025).